Zuhören lernen, um einen Konflikt zu lösen
Ohren auf im Konfliktgespräch! Zuhören ist ein wichtiger Schlüssel.
Zuhören ist das beste Reden. Lernen Sie, die Ohren zu öffnen, denn für einen Konflikt ist das unerlässlich.
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Einer der wichtigsten Punkte in einem Konfliktgespräch ist das Zuhören. Man nimmt sich Zeit für sein Gegenüber, geht auf Gesagtes ein und hinterfragt. In einer Konfliktsituation ist dies besonders schwierig, da es viel zu oft darum zu handeln scheint, wer im Recht ist, wer die besseren Argumente vorbringt und gar nicht selten, wer am besten, bewusst oder nicht, sein Gegenüber manipuliert.
Es ist extrem schwierig, sich gegenseitig zuzuhören, besonders wenn man sich im Unrecht fühlt, schlecht behandelt wird oder den Eindruck hat, dass man selbst sehr viel mehr in die Konfliktlösung investiert als andere Beteiligte. Zuhören heißt, sich auf den Stuhl des Konfliktpartners zu setzen, es heißt nicht, ihn als Gegner zu betrachten. Doch oft ist genau dies der Fall: man scheint sich in einem Kampf zu befinden, lange schon nicht mehr in einem Dialog. Zuhören heißt, dem anderen Menschen Platz einzuräumen, Aufmerksamkeit zu schenken und hinzuhören, doch all dies fällt in vielen Konflikten so ungemein schwer.
Viel zu oft fällt man über die zunächst leicht erscheinenden Punkte, die jedoch in Konflikten als die Herausforderndsten gelten. Auch das Zuhören gehört dazu, daher hier einige Vorschläge, wie Sie diese Hürde etwas leichter nehmen können. Auch hier gilt, dass nicht alle Vorschläge für Sie passen müssen, suchen Sie sich im ersten Schritt die Punkte aus, denen Sie spontan zustimmen. Das Wissen um ein schwieriges Gespräch, das eigentlich geführt werden müsste, sorgt für Magen- oder Kopfschmerzen und Widerstände, die eine seltsame Paarung mit den eigenen Gefühlen eingehen?
Kein Wunder!
In welchen Momenten ist es schwieriger für sich selbst einzustehen, klare Worte zu finden und nicht den Konfrontationskurs zu wählen? Das eigene Kopfkino hat schon längst die Oberhand gewonnen und sämtliche Befürchtungen, Konsequenzen und Worte der Gegenseite liegen auf dem Silbertablett parat. Nichts davon ist vermutlich angenehm. Schwierige Gespräche sind genau solche, weil ein Mensch nicht das macht, was wir von ihm erwarten. Oder umgekehrt. Ein Gespräch ist dann nicht leicht, wenn eigene Bedürfnisse und Wünsche nicht erfüllt werden.
Ein schwieriges Gespräch kostet Nerven, in einen guten Dialog sollte man hingegen bereit sein, Zeit zu investieren. Erst in sich, dann in das Gespräch selbst.
Alles gar nicht so leicht!
Punkt. Es ist wie es ist. Aus irgendeinem Grund ist es also schwierig, mit einer Person, einer Situation, mit sich selbst- im schlimmsten Fall kommt alles zusammen. Legen Sie also zu Beginn den Fokus auf sich selbst, alles andere haben Sie eh nicht in der Hand. Fokus heißt: Konzentration auf das, was Sie wollen, Ihre Worte, Ihre Haltung. Je klarer das ist, desto leichter können Sie später wirklich zuhören, aus gewohnten Dialogschleifen ausbrechen und klar für sich einstehen, ohne in die direkte Konfrontation zu gehen. Im besten Fall nehmen Sie sich einige Minuten Zeit, kommen zur Ruhe und stellen sich folgende Fragen:
- Was macht das Gespräch schwierig für mich?
- Was bedeutet das konkret für mich?
- Was will ich?
- Was ist mir wirklich wichtig?
- Um was geht es mir genau?
- Was befürchte ich?
Nachdem Sie diese Fragen beantwortet haben, drehen Sie die Karten um:·
- Wie kann ich das Gespräch leichter führen?
- Was benötige ich dafür?
- Wie sorge ich dafür?
- Was will ich auf keinen Fall?
- Was wird gut sein nach dem Gespräch?
Investieren Sie Zeit. Und zwar zunächst in sich! Sie können die Fragen oben lesen, schnell durchgehen, innerlich abhaken und zu der Erkenntnis kommen: "So leicht ist das nicht." Sie können sich die Fragen aber jetzt auch schnappen und sich in aller Ruhe (!) mal ehrlich beantworten, wenn Sie mögen schriftlich. Hinterfragen Sie jede Antwort. Wir sind in unseren eigenen Gedanken und Antworten oft so gefangen und glauben alles zu wissen, aber oft gibt es mindestens noch einen Blickwinkel mehr. Finden Sie ihn. Denn Ihre Fahrt ist sicherer, wenn Sie wissen, wo der blinde Fleck und das Bremspedal sind. Und beides sinnvoll nutzen. Gutes ZuhörenAngelehnt an Carl Rogers dienen die folgenden Punkte zur Orientierung des guten Zuhörens.
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- ·Lassen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein und konzentrieren Sie sich.
Sich einlassen heißt, Pausen aushalten, nicht direkt antworten, nachfragen. Gehen Sie davon aus, dass Sie etwas Neues erfahren, etwas entdecken und einer neuen Fährte folgen. Richtig zuhören bedeutet, dass man mit seiner gesamten Aufmerksamkeit beim Gegenüber ist. Nicht bei seinen eigenen Argumenten, Befindlichkeiten oder Ängsten, sondern ausschließlich sich auf das Gesagte des Konfliktpartners konzentriert. - Mit der eigenen Meinung zurückhaltend umgehen. Sie kommen später zum Zug, jetzt hören Sie zu. In längeren Gesprächen mögen es einige Menschen, sich Dinge zu notieren.
- Nachfragen bei Unklarheiten:
Was meinst du damit genau? Wie ging es dir in der Situation? Wieso ist dir dieser Punkt so wichtig? Haken Sie nach, ohne zu bohren, lassen Sie sich erklären, was Ihr Gegenüber denkt und fühlt. - Zuhören heißt nicht gutheißen.
- Auf die eigenen Gefühle achten.
- Die Gefühle des Partners erkennen und ansprechen.
- Bestätigende kurze Äußerungen.
- Geduld haben und den Sprecher nicht unterbrechen, ausreden lassen.
- Blickkontakt halten.
- Sich in Mitgefühl üben.
Von der Theorie schubse ich sanft zurück in die Praxis und in die Konfliktsituation Ihrer Wahl.Welche der o.g. Punkte halten Sie selbst ein?
Aus meiner praktischen Erfahrung mit Teams in Konfliktsituationen ist es so: fast alle Punkte werden in Konflikten nicht mehr erfüllt. Kollegen können sich nicht mehr in die Augen sehen, Geduld ist ausverkauft und das Nachfragen scheint komplett überbewertet zu sein, man ist schließlich nicht blöd und hört nun schon zum x.ten Mal, was die Kollegin zu sagen hat.Wirklich? Ist das so? Hören Sie hin? Verstehen Sie wirklich, was man Ihnen sagt?
Wenn das Zuhören in „normalen“ Situationen schon schwierig ist, wie soll man es dann schaffen, wenn gerade die Gefühle die Oberhand haben oder das eigene Ego ein wenig im Dreieck springt?
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