Die eigenen Batterien sind leer, wie tankt man wieder auf? Was kann ich tun, um mit neuer Energie dem Konflikt in die Augen zu sehen?

Ich habe keine Energie mehr den Konflikt zu lösen.

Sagen Sie es, genau so. Es ist mehr als Ihr gutes Recht, einen Konflikt nicht mehr lösen zu wollen, die Gründe dafür sind gleich. Vielleicht haben Sie schon viele Anläufe genommen, die am Ende erfolglos blieben. Vielleicht merken Sie aber auch, dass Sie sich immer wieder im Kreis drehen, ganz gleich, was Sie alles machen oder sagen.
Eine Lösung kann manchmal sein, dass es keine Lösung gibt. Ruhe und Zeit sind keine schlechten Ratgeber, wenn es darum geht, manchmal eine Situation einfach zu lassen, im Sinne von: Wir schaffen es nicht, wir wollen auch nicht mehr, wir lassen die Situation jetzt so. Wenn dann auch noch alle Beteiligten das wirklich von Herzen so sagen können und keinen Gräuel hegen und kommunizieren, ist das doch auch eine Art der Lösung, richtig? Und wer sagt uns denn, dass alle Konflikte immer gelöst werden müssen? Sind wir nicht mehr in der Lage es auszuhalten, wenn es nicht für alles ein Rezept gibt? Liegt nicht gerade hier die Herausforderung, Menschen und Situation zu lassen, zu akzeptieren und Frieden zu schließen?

Dies bedeutet nicht, dass man am Ende (noch) befreundet ist, es kann sogar eine sofortige Trennung der Beziehung sein, ganz gleich, welcher Natur. Frieden schließen heißt manchmal auch, dass man nicht auf einen Nenner kommt, dass man nicht mehr gemeinsam des Weges geht, weshalb Vergangenes nicht in Abrede gestellt werden muss. Im Gegenteil. Man kann sich schätzen und respektieren für das, was war und diesen Respekt leben, indem man sich in Frieden trennt. Klingt das zu leicht? Muss es immer schwierig sein? Ist es nicht wunderbar, wenn wir uns um uns selbst so gut kümmern können, dass wir erkennen, wenn wir keine Energie mehr haben? Ist es nicht unsere Pflicht, dieser Erkenntnis treu zu sein, einen Riegel vor die Situation zu schieben und Ruhe zu bekommen?

Und wenn gar nicht ich selbst, sondern der andere nicht mehr will?

Dann gilt alles, was hier steht, leider auch. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass der andere kein Interesse mehr an der Lösung hat. Schwierig, weil man sich erhofft, dass die Beziehung kein Ende nimmt, schwierig, weil man die Konsequenz fürchtet, doch das können und sollten wir mit uns alleine klären, bzw. mit Menschen, die nicht von diesem Streit betroffen sind.

Die Verantwortung für uns zu übernehmen ist besonders in Konfliktsituationen sehr schwierig, denn es ist doch viel leichter, der anderen Person zu sagen, dass es alleine an ihr liegt, wie wir uns fühlen. Ist aber nicht so, denn die Gefühle, die wir haben, liegen in unseren Händen. Das heißt nicht, dass uns Worte nicht verletzen, Gesagtes nicht schmerzt, aber es bedeutet, dass wir entscheiden, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen. Natürlich können wir weinen, wütend sein, gegen die Mülltonne treten, was immer Ihnen gerade einfällt, sofern es keinen anderen Menschen verletzt, machen Sie es. Doch die Verantwortung dafür liegt bei jedem Menschen selbst, so anstrengend es manchmal auch ist, das zu akzeptieren und damit umzugehen.