Konflikte früh erkennen
Möglichkeiten, um einen Konflikt gar nicht erst entstehen zu lassen
Konflikte entstehen oft schleichend. Nicht alle Spannungen sind offensichtlich, und viele Konflikte eskalieren, weil die Anzeichen zu spät erkannt werden. Wer jedoch frühzeitig Signale bemerkt, kann Konflikte proaktiv ansprechen und lösen.

Ein Beispiel aus der Praxis:
In einem Team werden Deadlines immer wieder knapp verpasst, aber niemand spricht das Problem offen an. Die Stimmung verschlechtert sich, Kollegen ziehen sich zurück, und die Zusammenarbeit leidet. Erst nach Wochen eskaliert die Situation. Hätte man die frühen Warnsignale erkannt – wie genervte Kommentare oder plötzliche Kommunikationsabbrüche – hätte der Konflikt frühzeitig gelöst werden können.“
Anzeichen, dass ein Konflikt im Raum steht:
- Nonverbale Kommunikation verändert sich:
- Plötzlicher Rückzug oder auffällige Distanzierung (z. B. jemand spricht weniger oder bleibt Meetings fern).
- Körpersprache wie verschränkte Arme, fehlender Augenkontakt oder genervtes Seufzen.
- Gereizter Tonfall oder plötzliches Schweigen.
- Kommunikationsprobleme treten auf:
- Themen werden vermieden oder nur indirekt angesprochen.
- Sarkasmus, ironische Bemerkungen oder unterschwellige Kritik.
- Veränderte Reaktionszeiten: Nachrichten werden ignoriert oder nur knapp beantwortet.
- Leistungsveränderungen:
- Ein Teammitglied liefert plötzlich weniger Engagement oder zeigt nachlassende Leistung.
- Arbeiten werden absichtlich verzögert oder ungenau erledigt.
- Emotionale Ausbrüche:
- Plötzliche Wut, Frustration oder Tränen – selbst bei kleinen Auslösern.
- Wiederholtes Frustriert-Sein über scheinbar unbedeutende Dinge.
- Gruppenverhalten verändert sich:
- Cliquenbildung oder Gespräche „hinter verschlossenen Türen“.
- Einzelne Personen werden ausgeschlossen oder gemieden.

5 Tipps, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und anzusprechen:
- Halten Sie die Augen und Ohren offen:
Achten Sie aktiv auf subtile Veränderungen in Verhalten, Kommunikation oder Leistung. Konflikte zeigen sich oft nicht in Worten, sondern in Handlungen.Beispiel: Ein Mitarbeiter, der früher sehr kommunikativ war, zieht sich plötzlich zurück – fragen Sie nach! - Schaffen Sie offene Kommunikationsräume:
Sorgen Sie dafür, dass in Ihrem Team oder in Beziehungen regelmäßig ein sicherer Raum für offene Gespräche existiert. Fragen Sie nach: „Wie läuft es bei dir? Gibt es etwas, das dich belastet?“Beispiel: Planen Sie wöchentliche Check-ins, um Spannungen frühzeitig zu erkennen. - Reflektieren Sie Ihre eigene Wahrnehmung:
Konflikte erkennen beginnt bei Ihnen. Fragen Sie sich: „Nehme ich die Dinge neutral wahr, oder interpretiere ich zu viel hinein?“ Oft spiegeln wir unsere eigenen Ängste in andere hinein.Beispiel: Wenn Sie sich ausgeschlossen fühlen, prüfen Sie, ob das Verhalten der anderen tatsächlich darauf hinweist. - Fragen Sie direkt, aber einfühlsam:
Wenn Sie ein Problem vermuten, sprechen Sie es behutsam an. Formulieren Sie Beobachtungen, ohne Vorwürfe zu machen: „Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit weniger aktiv bist. Ist alles in Ordnung?“Beispiel: Solche Fragen öffnen die Tür zu ehrlicher Kommunikation, ohne die Person unter Druck zu setzen. - Beobachten Sie die Gruppendynamik:
Konflikte entstehen selten isoliert. Schauen Sie, ob sich Beziehungen innerhalb einer Gruppe verändern – wer mit wem spricht oder wer sich zurückzieht.Beispiel: Wenn zwei Teammitglieder plötzlich nicht mehr zusammenarbeiten wollen, sollten Sie klären, ob es persönliche Spannungen gibt.
Fragen zur Selbstreflexion
1. Habe ich in der Vergangenheit subtile Signale übersehen, die auf einen Konflikt hindeuteten?
2. Wie oft nehme ich mir Zeit, Veränderungen im Verhalten meines Umfelds bewusst wahrzunehmen?
3. Bin ich bereit, Spannungen offen und ohne Vorwürfe anzusprechen?
4. Welche Strategien kann ich anwenden, um Spannungen frühzeitig zu entschärfen?
5. Gibt es in meinem Umfeld derzeit Situationen, die ich genauer beobachten sollte?
Aufgepasst!
Das Blöde ist: Verschränkte Arme müssen nicht auf einen Konflikt hinweisen. Vielleicht ist einfach eine Angewohnheit Ihres Gegenübers. Der gereizte Tonfall mag richtig sein, betrifft aber eine andere Person/Situation.
Deshalb ist es wichtig, eigene Interpretationen immer zu hinterfragen. "Du verschränkst die Arme, bei mir kommt hinterlässt es den Eindruck, dass du wütend/auf Abwehr bist, stimmt das?"