Gesucht: die Hauptperson in einem Konflikt. Nebendarsteller unerwünscht.

Seit Wochen hat Herr Maurer Probleme mit einem Kollegen: Absprachen werden nicht eingehalten, vereinbarte Termine nicht wahrgenommen und so wird das  Verhältnis immer angespannter und die Zusammenarbeit schwieriger. Beide Parteien machen sich gegenseitig Vorwürfe, beschuldigen sich gegenseitig der schlechten Zusammenarbeit, ein Schuldiger wird gesucht und die Gesamtsituation ist für beide sehr anstrengend. Statt sich darauf zu  stürzen, was der Kollege alles falsch macht, sollte sich Herr Maurer auf sich selbst konzentrieren. Dabei geht es noch nicht um eine konkrete Lösung des Problems, sondern im ersten Schritt ausschließlich um sich selbst.

Der Kollege hat die Präsentation nicht ordentlich abgegeben, der Vorgesetzte hat einen wichtigen Termin vergessen, der Mitarbeiter hat den Projektplan immer noch nicht geändert. Im Aufzählen von Versäumnissen anderer Menschen tun wir uns nur selten schwer, schon gar nicht in Konfliktsituationen.
Wir konzentrieren uns auf die Schuld der anderen, die Fehler und unangenehmen Seiten unserer Mitmenschen und vergessen nur zu gerne uns selbst dabei. Unsere Kollegen machen es genauso und der Streit kann kein Ende nehmen, weil sich jeder auf den anderen stürzt.

Man ahnt, was Freunde oder Kollegen in schwierigen Zeiten brauchen, ist aber selbst oft nicht in der Lage zu sagen, was man selbst benötigt. Viel schlimmer noch: Oft denkt man noch nicht einmal über die eigenen Bedürfnisse nach oder dreht sich im Kreis, was besonders in hektischen Zeiten oder in einer stressbelasteten Situation der Fall ist. Das Außen nimmt so viel Platz, Energie und Zeit in Anspruch, dass man den Kern vergisst.

Die wichtigste Person in einem Konflikt sind Sie!

Gesunder Egoismus trägt sehr viel dazu bei, dass schwierige Situationen nicht eskalieren und man gute, wenn auch schwierige Gespräche führen kann.Erst wenn Sie selbst in der Lage sind, für sich zu sorgen, zur Ruhe zu kommen, und wissen, was Sie wirklich wollen, dann ist es möglich, einen Streit aufrichtig und ehrlich zu führen und in vielen Fällen auch zu klären.

An sich selbst zu denken ist die Basis, auf der alle weiteren Schritte aufbauen.

Dies bedeutet nicht, dass man nur die eigenen Lösungen durchboxen muss, damit die Situation ein gutes Ende nimmt – das wäre keine Klärung, sondern nur ein kurzfristiger „Sieg“. Dagegen spricht im Prinzip nichts, wäre mit dem Blick auf den Konflikt nicht klar, dass falsche Kompromisse wie ein Bumerang zurückkommen und direkt noch ein paar weitere Konflikte mitbringen.

Und all dies erreicht man viel besser, wenn man für sich sorgt, statt hektisch zu agieren, unkontrolliert durch die Gegend zu schimpfen oder die Konflikte über viele Monate hinweg sich auftürmen lassen.

Verantwortung übernehmen

Sich wichtig zu nehmen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen: für das eigene Verhalten, für die eigenen (Re-)Aktionen und Aussagen. Wer dies beherrscht, kann sich auch in Konfliktsituationen so verhalten, dass er sich über seinen Anteil bewusst ist. Das bedeutet zu wissen, wann man sich hätte anders verhalten können, bereit zu sein, um Entschuldigung zu bitten, oder auch mal gelassen den Vorwurf des Kollegen hören, wissend, dass er gerade nicht anders kann.

Was benötigen Sie?

Sorgen Sie dafür, dass der Konflikt Sie nicht beherrscht und Sie im schlimmsten Fall die Kontrolle verlieren. Wichtig ist auch, dass es nicht bei Vorsätzen bleibt, sondern Sie Ihr Entspannungsprogramm auch wirklich in die Tat umsetzen, ganz getreu dem Motto: „Weil ich wichtig bin.“

Nehmen Sie sich Zeit, um zur Ruhe zu kommen, sich selbst zu hinterfragen, nach Klarheit zu suchen, damit Sie entsprechend agieren können. Viele Menschen erwidern an dieser Stelle, dass für diesen Schritt keine Zeit und die Situation zu belastend sei.Fakt ist jedoch: Je mehr Aufmerksamkeit Sie am Anfang sich selbst zukommen lassen, desto besser wissen Sie, was Sie wollen, desto klarer können Sie kommunizieren. Und genau diese Punkte tragen zu einer zügigen Klärung der Situation bei.