Konfliktarten. Vier mindestens.

Rollen-, Beziehungs- und sonstige Konflikte

Einen Konflikt kann eine Person mit sich selbst, mit einem anderen Menschen oder mit einer ganzen Gruppe haben. Vordergründig kann es um sachliche Gründe gehen, im Hintergrund spielen aber immer Emotionen, Werte und eigene Motive eine Rolle. Vielen Menschen sind die wahren Streitgründe oft nicht bekannt, was eine Lösung quasi unmöglich macht. Es ist daher ungemein wichtig, dass man sich selbst gut versteht.

Konfliktarten. Vier mindestens.

Konflikte: Unterschiedliche Kategorien

Um dem Konflikt zunächst einen sachlichen Rahmen zu geben, ihn, wenn auch nur im Ansatz, analysieren zu können, ist es hilfreich, ihn zu klassifizieren. Sie werden schnell feststellen, dass für viele Konflikte oft nicht nur eine Art angekreuzt werden kann, versuchen Sie jedoch, sich auf max.
3-4 Konfliktarten zu beschränken.

Konflikte können in einem selbst (intrapersonell) bestehen oder aber in mit anderen Personen (interpersonell). Gar nicht selten führt ein persönlicher Konflikt zu einem mit dem Arbeitskollegen, der andere Weg ist selbstverständlich auch möglich, ebenso wie die Tatsache, dass meistens unterschiedliche Konflikte ineinandergreifen.

Rollenkonflikt
Diese Konflikte gehören zu den häufigsten und bedeuten, dass eine Rolle/Position unterschiedliche Erwartungen zu erfüllen hat. Der Vater, dessen Kinder sich wünschen, entsprechende Aufmerksamkeit zu bekommen, wobei der Vater auch gleichzeitig Inhaber eines Unternehmens ist, das momentan sehr viel Arbeit mit sich bringt.
Intrarollenkonflikt bedeutet, dass man innerhalb einer eingenommen Position Konflikte bekommt, z.B. in der Rolle als Führungskraft. Die Mitarbeiter erwarten, dass man Zeit für Gespräche hat, die eigenen Vorgesetzten möchten jedoch, dass möglichst effektiv gearbeitet wird. Der Rolleninhaber, hier im Beispiel in einer klassischen „Sandwich-Position“ hat also unterschiedliche Erwartungen zu erfüllen. Zu einem Problem kann der Rollenkonflikt ebenso werden, werden die Rollen gewechselt werden, z.B. vom Teammitglied zur Vorgesetzten.

Sachkonflikte
Wenn ein Konflikt auf der Sachebene auftaucht, geht es um unterschiedliche Vorstellungen, Aufgaben und Ziele, die theoretisch mit Mitteln der Konfliktmoderation, der Problemlösung oder durch Verhandeln zu lösen sind. In vielen Situationen ist jedoch so, dass aus einem „eigentlich harmlosen“ Sachkonflikt ein Beziehungskonflikt wird.

Beziehungskonflikt
Diese Konflikte gehen nicht selten „unter die Gürtellinie“, (unabsichtliche) Verletzungen werden ausgesprochen und bringen Demütigungen, heftige Konfrontation und/oder Missachtung mit sich. Ein Beziehungskonflikt ist oft sehr anstrengend, da er die erste Ebene ist, die gelöst werden muss, um den ursprünglichen Sachkonflikt zu klären. Die Konfliktspirale ist hier vorprogrammiert. Anders: Sie werden keinen Sachkonflikt lösen, wenn im Hintergrund ein Beziehungskonflikt brodelt. Wichtig ist, dass man dies erkennt, so kann man sich viele nerv- und zeitraubende Umwege sparen. Im weiteren Verlauf des Buches wird genauer auf diese Konstellation eingegangen, da sie sehr klassisch ist.

Entscheidungskonflikt
Stehen zwei Alternativen zur Verfügung, gibt es oft einen intrapersonellen Konflikt. Welche der Entscheidungen ist richtig, welche Auswirkungen sind zu erwarten, welche zu befürchten? Antworten, die es zu finden gilt, bringen einen Menschen in einen Entscheidungskonflikt.

Wertekonflikt
Ähnlich dem Entscheidungskonflikt stehen sich oft unterschiedliche Werte im Weg, es gilt, sich zu entscheiden. So kann z.B. ein Mensch den Wert Freiheit haben, möchte aber auch ein Familienleben haben, zwei Werte, die einen Menschen durchaus in einen inneren Konflikt bringen können. Einen Wertekonflikt alleine zu lösen ist extrem aufreibend und sehr oft nicht mit einer Lösung verbunden, hier sollte man direkt externe Hilfe einschalten.

Informationskonflikt
Informationen werden falsch verstanden, nicht richtig weitergegeben oder es werden unterschiedliche Informationen gegeben.

Identitätskonflikt
Der Konflikt entsteht, weil sich eine Person in ihrem Selbst bedroht fühlt.

Wertkonflikt
Unterschiedliche Werte und/oder gelernte Ansichten (gut/böse) sind die Grundlage für diesen Konflikt.

Strategie oder Ziel-Konflikt
Gegensätzliche Meinungen in Bezug auf Absichten, Ziele, Strategien und/oder Interessen.

Beurteilungs- oder Wahrnehmungskonflikt
Grundsätzlich ist dies jeder Konflikt, da alle Menschen in ihren eigenen Wirklichkeiten leben. Wenn Person A der Meinung ist, dass sie etwas anders sieht als Person B, ihre Meinung die einzig richtige ist, Person B also im Irrtum, dann ist das ein Beurteilungskonflikt. Jeder Mensch nimmt den Konflikt auf seine Art und Weise wahr, interpretiert in Gesagtes, versteht es nicht so, wie es vielleicht gemeint war, reagiert auf seine ganz eigene Art, was dazu führt, dass die andere Person auf ihre Art das Gesagte versteht, was wiederum vielleicht gar nicht so gemeint war.Sollte Ihnen das noch nicht ausreichen, so schmeiße ich gerne noch folgende Begriffe in den Ring: Untergruppenkonflikte, Rangkonflikte, Normierungskonflikte, Substitutionskonflikte, Loyalitätskonflikte, Integrationskonflikte.

Aber Sie ahnen bereits: Auch hier gibt es immer wieder Kuddelmuddel und selten ist ein Konflikt wirklich einer Kategerie zuzuordnen.

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